Samstag, 3. Januar 2015

Sinneswahrnehmungen



   Sinnes- und Wahrnehmungsentwicklung
Mit unseren Organen
Nase - Auge – Mund - Ohr - Hand (bei Säuglingen und Babys übernimmt zuerst die Zunge diese Funktion) können wir die Umwelt „mit allen Sinnen“ wahrnehmen. Wir riechen – sehen - schmecken – hören und tasten uns durch unsere Umgebung. 

Dabei ist zu bemerken, dass bei den meisten Erwachsenen fast nur noch der Sehsinn sehr ausgeprägt ist, 80% aller Wahrnehmungen nehmen wir mit dem Auge auf. Bei den Babys ist dies noch ganz anders. Sie „entdecken“ und benutzen dabei alle Sinne. Und es ist mir aufgefallen, dass ich schon im Babyalter die unterschiedlichen „Wahrnehmungstypen“ erkennen kann:

Sehr viele Säuglinge haben beim Badeplausch, wenn sie erschöpft sind, die Augen geschlossen und riechen, hören und tasten sich durch ihre nahe Umgebung. Sind sie angeschmiegt an ihre Mama, können sie deren Eigengeruch wahrnehmen, hören deren Herzschlag und kuscheln sich an die gewohnte Hautstruktur. Nehme ich als Kursleiterin in solch einem Moment das Baby auf meinen Arm, weint es, denn es wird aus seiner sicheren Umgebung herausgenommen. Ich rieche anders, fühle mich anders an, meine Stimme und Herzschlag unterscheiden sich.

Entwachsen die Kinder diesem Säuglingsalter, sind das Babyschwimmen gewohnt, kennen die Umgebung und die Leiterin, dann entwickelt sich meist ein Sinn stärker heraus als die anderen und ihr gespeicherter Erfahrungsschatz im Gehirn sieht mich als Kursleiterin nicht mehr als Bedrohung an.

Den Eltern möchte ich nach dem 1.Lebensjahr ihres Kindes empfehlen, alle Sinne weiter zu stärken und zu trainieren. Nehmen Sie sich Zeit, seien Sie geduldig.

Der Geruchssinn kann beim Essen, aber auch im Bad, mit ätherischen Ölen verfeinert werden. Unser Gehirn erinnert sich an angenehme Gerüche und koppelt diese mit emotionalen Momenten. So erinnert sich fast jeder von uns an die Kochgerüche in Grossmutters Küche, weil dies sich Zeit für uns genommen hat, wir liebevolle Momente miteinander verbrachten. „Einen Menschen riechen können“ – denken wir an dieses Sprichwort in unserem Alltag? Im Anhang finden Sie eine Liste mit ätherischen Ölen und deren emotionaler Zuordnung für den Hausgebrauch.

Der Sehsinn kann mit dem Wiederholen von Farbnamen beim Spielen geschult werden – bei mir dürfen sich die Babys und Kleinkinder schon die „eigene Lieblingsnudel“, die Farbe, die ihnen am sympathischsten ist, aussuchen. Dabei sagen wir den Farbnamen und berichtigen im positiven Sinne. So haben Studien gezeigt, dass in unserer heutigen Zeit Vorschulkinder schon früher (spätestens zur Einschulung) trübe oder pastellige Farben erkennen und benennen sollten (Olivgrün, Rosa, Türkis, …).

Inzwischen gibt es viele Kinder-Kochbücher auf dem Markt, so dass von den Eltern, Nannys aber auch in den Kindereinrichtungen vielfältig und abwechslungsreich gekocht werden kann. Damit wird der Geschmackssinn erweitert. Ich selbst habe mit meinen Kindern Vormittagsstunden im Supermarkt verbracht, indem wir in der Gemüse- und Obstabteilung Früchte gegriffen, deren Namen gelernt und dann Zuhause ein neues Gericht damit ausprobiert haben. Denken Sie immer daran, dass Ihr Kind dies ja auch erst erlernen muss.
Im letzten Jahr Weihnachten habe ich mit einem Mädchen mit Migrationshintergrund einen Kuchen gebacken. Dieses 7-jährige Mädchen war „meine Brille“, sie sagte mir, was ich alles zusammen rühren müsse und las mir die nächsten Backanweisungen vor. Zum Schluss dekorierten wir den Kuchen mit Datteln, Nüssen, Schokolade und Zuckerwerk. Und natürlich musste dies auch ausprobiert werden – nur so bleibt es im Gedächtnis haften. „Learning by doing“ ist hier das Zauberwort.

Unser Gehörsinn wird im Laufe der Alterung auf eine harte Probe gestellt – laute Musik über Kopfhörer, bei Konzerten oder in der Disko sind „Ablöscher“ eines feinen Gehörs. Haben Sie schon bemerkt, dass es auf den Säuglingsstationen sehr ruhig zugeht, wenn die kleinen Familien dort Besuch bekommen – wir flüstern, halten das Neugeborene zärtlich im Arm. Nun geht es nach dem 4.Lebensmonat dann in ein öffentliches Bad zum Babyschwimmen – welche Lautstärke! Zuhause war das Erstgeborene noch die ersten Monate allein mit Mama, abends mit den Eltern und plötzlich strömen ungewohnt laute und auch ungewohnte Geräusche auf das Baby ein. Kein Wunder, wenn es nun weint. Wie soll es denn seinen Unmut anders zum Ausdruck bringen? Geräusche werden nach Wikipedia als „Sammelbegriff für alle Hörempfindungen, die nicht als Ton, Klang, Tongemisch, Zusammenklang oder Klanggemisch bezeichnet“. 


Auch ich habe dies in meinen ersten Jahren als Babyschwimm-Kursleiterin unterschätzt, weil ich die CD-Anlage für klassische Musik oder Entspannungsmusik benutzte. Selbst harmonische Klänge sind oft beim babyplausch zu viel des Guten.

Dagegen lieben Frühgeborene Mozart-Musik, denn diese ist in harmonischen und symmetrischen Klangfolgen aufgebaut. In Studien wurde eine schnellere Entwicklung der Kinder nachgewiesen, wenn diese Musik im Inkubator abgespielt wird. Die Schallwellen erreichen das Neugeborenen-Ohr.

Der Tastsinn – dieser Sinn geht uns Erwachsenen meist zuerst verloren. Wir denken gar nicht dran, diesen Sinn zu verfeinern, obwohl alle von uns in den ersten Lebensmonaten jeden erreichbaren Gegenstand in den Mund gesteckt haben. Selbst bei Wikipedia wurde ich auf den ersten Blick nicht pfündig – die Zunge wird dem Wahrnehmungssinn „Schmecken“ zugeordnet, was ja richtig ist, aber an ihren Rändern befinden sich einige sensible Nerven, die ertasten können.
Diese haptische Wahrnehmung wird von den Babys sehr gern beim Babyschwimmen verwendet; sie suchen sich damit „ihr Badeentchen“ aus, erkunden Neues in ihrer Umgebung. Wir könnten diesen Sinn gemeinsam mit unseren Kindern wieder hervorrufen, indem wir „Taststunden“ von unterschiedlichen Materialien einführen. Bei Frauenfeld gibt es das „Sensorium“, sicher einen Ausflug wert.


In Dornbirn kann man im Naturmuseum in versteckte Behälter fassen und den Inhalt erfühlen.


   

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