Sinnes-
und Wahrnehmungsentwicklung
Mit
unseren Organen
Nase - Auge – Mund - Ohr - Hand (bei
Säuglingen und Babys übernimmt zuerst die Zunge
diese Funktion) können wir die Umwelt „mit allen Sinnen“ wahrnehmen. Wir riechen
– sehen - schmecken – hören und tasten uns durch unsere Umgebung.
Dabei ist zu
bemerken, dass bei den meisten Erwachsenen fast nur noch der Sehsinn sehr
ausgeprägt ist, 80% aller Wahrnehmungen nehmen wir mit dem Auge auf. Bei den
Babys ist dies noch ganz anders. Sie „entdecken“ und benutzen dabei alle Sinne.
Und es ist mir aufgefallen, dass ich schon im Babyalter die unterschiedlichen
„Wahrnehmungstypen“ erkennen kann:
Sehr
viele Säuglinge haben beim Badeplausch, wenn sie erschöpft sind, die Augen
geschlossen und riechen, hören und tasten sich durch ihre nahe Umgebung. Sind
sie angeschmiegt an ihre Mama, können sie deren Eigengeruch wahrnehmen, hören
deren Herzschlag und kuscheln sich an die gewohnte Hautstruktur. Nehme ich als
Kursleiterin in solch einem Moment das Baby auf meinen Arm, weint es, denn es
wird aus seiner sicheren Umgebung herausgenommen. Ich rieche anders, fühle mich
anders an, meine Stimme und Herzschlag unterscheiden sich.
Entwachsen
die Kinder diesem Säuglingsalter, sind das Babyschwimmen gewohnt, kennen die
Umgebung und die Leiterin, dann entwickelt sich meist ein Sinn stärker heraus
als die anderen und ihr gespeicherter Erfahrungsschatz im Gehirn sieht mich als
Kursleiterin nicht mehr als Bedrohung an.
Den
Eltern möchte ich nach dem 1.Lebensjahr ihres Kindes empfehlen, alle Sinne
weiter zu stärken und zu trainieren. Nehmen Sie sich Zeit, seien Sie geduldig.
Der Geruchssinn kann beim Essen, aber auch
im Bad, mit ätherischen Ölen verfeinert werden. Unser Gehirn erinnert sich an
angenehme Gerüche und koppelt diese mit emotionalen Momenten. So erinnert sich
fast jeder von uns an die Kochgerüche in Grossmutters Küche, weil dies sich
Zeit für uns genommen hat, wir liebevolle Momente miteinander verbrachten. „Einen
Menschen riechen können“ – denken wir an dieses Sprichwort in unserem Alltag? Im
Anhang finden Sie eine Liste mit ätherischen Ölen und deren emotionaler
Zuordnung für den Hausgebrauch.
Der Sehsinn kann mit dem Wiederholen von
Farbnamen beim Spielen geschult werden – bei mir dürfen sich die Babys und
Kleinkinder schon die „eigene Lieblingsnudel“, die Farbe, die ihnen am
sympathischsten ist, aussuchen. Dabei sagen wir den Farbnamen und berichtigen
im positiven Sinne. So haben Studien gezeigt, dass in unserer heutigen Zeit
Vorschulkinder schon früher (spätestens zur Einschulung) trübe oder pastellige
Farben erkennen und benennen sollten (Olivgrün, Rosa, Türkis, …).
Inzwischen
gibt es viele Kinder-Kochbücher auf dem Markt, so dass von den Eltern, Nannys
aber auch in den Kindereinrichtungen vielfältig und abwechslungsreich gekocht
werden kann. Damit wird der Geschmackssinn
erweitert. Ich selbst habe mit meinen Kindern Vormittagsstunden im Supermarkt
verbracht, indem wir in der Gemüse- und Obstabteilung Früchte gegriffen, deren
Namen gelernt und dann Zuhause ein neues Gericht damit ausprobiert haben.
Denken Sie immer daran, dass Ihr Kind dies ja auch erst erlernen muss.
Im
letzten Jahr Weihnachten habe ich mit einem Mädchen mit Migrationshintergrund
einen Kuchen gebacken. Dieses 7-jährige Mädchen war „meine Brille“, sie sagte
mir, was ich alles zusammen rühren müsse und las mir die nächsten Backanweisungen
vor. Zum Schluss dekorierten wir den Kuchen mit Datteln, Nüssen, Schokolade und
Zuckerwerk. Und natürlich musste dies auch ausprobiert werden – nur so bleibt
es im Gedächtnis haften. „Learning by doing“ ist hier das Zauberwort.
Unser Gehörsinn wird im Laufe der Alterung
auf eine harte Probe gestellt – laute Musik über Kopfhörer, bei Konzerten oder
in der Disko sind „Ablöscher“ eines feinen Gehörs. Haben Sie schon bemerkt,
dass es auf den Säuglingsstationen sehr ruhig zugeht, wenn die kleinen Familien
dort Besuch bekommen – wir flüstern, halten das Neugeborene zärtlich im Arm.
Nun geht es nach dem 4.Lebensmonat dann in ein öffentliches Bad zum
Babyschwimmen – welche Lautstärke! Zuhause war das Erstgeborene noch die ersten
Monate allein mit Mama, abends mit den Eltern und plötzlich strömen ungewohnt
laute und auch ungewohnte Geräusche auf das Baby ein. Kein Wunder, wenn es nun
weint. Wie soll es denn seinen Unmut anders zum Ausdruck bringen? Geräusche
werden nach Wikipedia als „Sammelbegriff für alle Hörempfindungen, die nicht als Ton, Klang, Tongemisch, Zusammenklang oder Klanggemisch bezeichnet“.
Auch ich
habe dies in meinen ersten Jahren als Babyschwimm-Kursleiterin unterschätzt,
weil ich die CD-Anlage für klassische Musik oder Entspannungsmusik benutzte.
Selbst harmonische Klänge sind oft beim babyplausch zu viel des Guten.
Dagegen
lieben Frühgeborene Mozart-Musik, denn diese ist in harmonischen und
symmetrischen Klangfolgen aufgebaut. In Studien wurde eine schnellere
Entwicklung der Kinder nachgewiesen, wenn diese Musik im Inkubator abgespielt
wird. Die Schallwellen erreichen das Neugeborenen-Ohr.
Der Tastsinn – dieser Sinn geht uns
Erwachsenen meist zuerst verloren. Wir denken gar nicht dran, diesen Sinn zu
verfeinern, obwohl alle von uns in den ersten Lebensmonaten jeden erreichbaren
Gegenstand in den Mund gesteckt haben. Selbst bei Wikipedia wurde ich auf den
ersten Blick nicht pfündig – die Zunge wird dem Wahrnehmungssinn „Schmecken“
zugeordnet, was ja richtig ist, aber an ihren Rändern befinden sich einige
sensible Nerven, die ertasten können.
Diese
haptische Wahrnehmung wird von den Babys sehr gern beim Babyschwimmen
verwendet; sie suchen sich damit „ihr Badeentchen“ aus, erkunden Neues in ihrer
Umgebung. Wir könnten diesen Sinn gemeinsam mit unseren Kindern wieder
hervorrufen, indem wir „Taststunden“ von unterschiedlichen Materialien
einführen. Bei Frauenfeld gibt es das „Sensorium“, sicher einen Ausflug wert.
In
Dornbirn kann man im Naturmuseum in versteckte Behälter fassen und den Inhalt
erfühlen.
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